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Gilel-Storch-Preisverleihung

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Verleihung des Gilel-Storch-Awards durch Marcus Storch, Vorsitzender des Preiskomitees (li.), und Ingvar Carlsson, ehem. Premierminister Schwedens (re.)

©Judisk kultur i Sverige

Verleihung des Gilel-Storch-Awards durch Marcus Storch, Vorsitzender des Preiskomitees (li.), und Ingvar Carlsson, ehem. Premierminister Schwedens (re.)

Verleihung des Gilel-Storch-Awards

17. Mai 2018, Stockholm, Schweden

Änderungen vorbehalten.
Es gilt das gesprochene Wort.

Eine erste Beziehung zu Hillel Storch hatte ich, ohne es zu wissen. Das war Anfang der 1990er Jahre, als ich in Warschau vor dem Denkmal stand, das an den Getto-Aufstand von 1943 erinnert: vor mächtigen, elf Meter aufragenden Gesteinsblöcken, in deren Mitte eine große Bronzeskulptur an jene Frauen und Männer erinnert, die fast vier Wochen lang der Macht der deutschen Besatzung trotzten.

Was ich nicht wusste: Diese Felsquader stammen aus Schweden, angeblich von Hunnebostrand, und waren ursprünglich geordert von NS- Reichsminister Albert Speer für ein monumentales Denkmal des Sieges im besetzten Polen. Doch was vom Triumph menschenverachtender Politik künden sollte, wurde zu einem Mahnmal ihrer Schmach. Hillel Storch kaufte die Steine, ließ sie nach Warschau transportieren, und bis heute zeugen sie mit der Skulptur von Nathan Rapaport von der Aufopferungsbereitschaft jener, die sich nicht einfach ohne Gegenwehr auslöschen lassen wollten.

Hillel Storch und Warschau: Das passt für mich irgendwie zusammen. Denn mag Storch die zweite Hälfte seines Lebens auch in Schweden verbracht haben, so ist er in den ersten, den prägenden Jahrzehnten doch im Osten Europas aufgewachsen. Viele Jahre wohnte er in Daugavpils, das bis zum Ende des Ersten Weltkriegs russisch war, dann lettisch wurde, und in dem Juden die größte Bevölkerungsgruppe bildeten. Auch in Riga, seinem späteren Wohnsitz, waren Zehntausende von Juden ansässig. In dieser jüdischen Welt war Storch zuhause. Er war Zionist und engagiert in jüdischen Belangen. Schon vor dem Krieg warb er lettische Juden für ein Leben in Palästina an. Und während des Krieges suchte er verzweifelt nach Möglichkeiten zur Rettung von Juden.

Es ist für mich eine außerordentliche Ehre, einen Preis entgegen nehmen zu dürfen, der seinen Namen trägt. Hillel Storch war ein Patriot, der sich für seine Landsleute eine sichere Heimstatt wünschte. Er war ein Humanist, der gegen eine mörderische Politik zu Felde zog. Er war ein Kämpfer, der sich auch von scheinbar übermächtigen Umständen nicht entmutigen ließ. Er, seine Frau und seine Tochter hatten es noch geschafft, sich vor dem deutschen Einmarsch aus Lettland nach Schweden abzusetzen. Viele andere schafften es nicht, viele Versuche zu ihrer Rettung schlugen fehl. Doch Hillel Storch gab nicht auf, bezog einflussreiche Persönlichkeiten in seine Hilfsaktionen ein und scheute schließlich nicht davor zurück, indirekt sogar mit dem SS-Führer Heinrich Himmler zu verhandeln, einem der Hauptverantwortlichen für den Holocaust und die Ermordung von Millionen Zivilisten und Kriegsgefangenen. Viele, viele tausend Juden konnten so durch Hillel Storch gerettet werden.

Ein wenig erinnern mich seine Unerschrockenheit, seine Energie und seine Bereitschaft, selbst mit dem Teufel zu verhandeln, an Oskar Schindler, jenen deutschen Unternehmer, dem es gelang, über tausend jüdische Arbeiter vor dem Zugriff der SS und damit vor der Vernichtung zu schützen. Solche Menschen spielen mit hohem persönlichen Einsatz und scheuen auch vor riskanten, unkonventionellen Maßnahmen nicht zurück. Zwar genoss Hillel Storch eine gewisse Unterstützung von schwedischer Seite, aber als nicht-schwedischer Bürger konnte ihm sein Gastland keinen wirklichen Schutz gewähren. "Stateless, arrogant and lunatic" - so nannten britische Stellen Hillel Storch denn auch, als er sie im Frühjahr 1945 von den geplanten Verhandlungen mit Himmler unterrichtete, und verweigerten die Unterstützung.

Ja – ein wenig irre waren sie wohl manchmal, sie, die sich nicht beugten, sich nicht bedingungslos den Machtverhältnissen unterordneten, Dinge noch für möglich hielten, die die Mehrheit längst abgeschrieben hatte und die etwas riskierten, was andere aus Angst nie hätten ausführen können.

Ich muss in diesem Zusammenhang an den polnischen Schriftsteller Czesław Miłosz denken, der einmal ausführte, "nur aus einer mächtigen Gefühlsaufwallung" und dem festen Glauben an ein ehrenwertes Ziel würde jene Entschlossenheit geboren, "die unsere Kleinmütigkeit überwindet." Letztlich allerdings gibt es keine eindeutigen Antworten auf die Frage, wer zu welcher Hilfe und zu welchem Widerstand imstande ist. Wer sogar bereit ist, sein eigenes Leben zu opfern, um andere – vielleicht – zu retten.

Raul Hilberg schrieb einmal über die humanitären Helfer: "Man nannte sie Altruisten, gerechte Nichtjuden, barmherzige Samariter. Aber äußerlich gesehen hatten sie wenig gemeinsam. Es waren Männer und Frauen, ältere oder jüngere, reichere oder ärmere Leute. Wie die Täter, deren Gegenteil sie waren, konnten sie ihre Motive nicht erklären. Sie nannten ihr Handeln normal oder natürlich."

Gelegentlich erwachten sogar bei Uniformträgern von Wehrmacht und SS das Gewissen oder Mitleid, Scham und daraus die Bereitschaft, vom Tode Bedrohten zu helfen – wie etwa bei dem Reserveoffizier Wilm Hosenfeld, der als glühender Nationalsozialist in den Krieg zog, aber angesichts deutscher Kriegsverbrechen in Warschau unter anderem den Pianisten Władyslaw Szpilman rettete.

Wenn wir anschauen, wer unter der Diktatur des Nazi-Regimes auf welche Weise Nein gesagt hat, so erkennen wir, dass die Formen, sich zu verweigern und Bedrängten zu helfen, sehr unterschiedlich aussehen konnten. Manche besorgten Juden falsche Papiere oder erklärten sie in Betrieben als kriegswichtig und schützten sie so – wie zum Beispiel Bertolt Beitz – vor der Deportation. Andere versteckten sie bei sich im Haus oder in der Wohnung, oder sie verhalfen ihnen zur Flucht oder zur Ausreise – wie etwa mit dem Kindertransport nach England. International bekannt wurde Raul Wallenberg, der mit übermenschlicher Energie sein Rettungswerk betrieb.

International bekannt wurde auch Jan Karski, ein Offizier des polnischen Untergrunds, der – leider vergeblich – die westlichen Alliierten zu bewegen trachtete, das Leben der in Gettos dahin vegetierenden Juden zu retten. Seine Schilderungen galten als überzogen – ein Irrer auch er.

Die Erinnerung an die großen Vorbilder des Widerstehens hat auch für die Gegenwart und für Friedenszeiten einen Sinn. Lehrt sie uns doch, dass Menschen immer eine Wahl haben – auch wenn sie in Zeiten von Krieg und Diktatur äußerst begrenzt ist. Aber sie existiert. Der US-amerikanische Historiker Christopher Browning hat in seinem Buch "Ordinary Men" beschrieben, wie der Kommandant des Polizeibataillons 101 seinen Männern vor der ersten Mordaktion im Juni 1942 erklärte: Wer sich die Erschießung von jüdischen Kindern, Frauen, Kranken und Alten nicht zutraue, müsse sich daran nicht beteiligen. Nur 12 – oder auch immerhin 12 – von über 400 Männern haben sich gemeldet, keiner wurde für seine Nichtteilnahme an der Mordaktion bestraft.

Als nach dem Krieg in Hamburg in einem Gerichtsverfahren Anklage gegen einige Angehörige dieser Einheit erhoben wurde, konnte sich keiner unter jenen, die getötet hatten, daran erinnern, jemals vor einer Wahl gestanden zu haben. Für sie war klar: Es war Krieg, "man" musste gehorchen. Dieses Beispiel zeigt, dass es sogar in sehr zugespitzten Lebenssituationen Entscheidungsvarianten und Handlungsspielräume geben kann, die den Einzelnen keineswegs dazu verdammen, zum willenlosen Erfüllungsgehilfen mörderischer oder menschenverachtender Politik zu werden.

Ich selber bin zwar im Krieg geboren, aber in meinem erwachsenen Leben niemals in so schreckliche Lebenssituationen geraten wie jene, deren Mut in Zeiten der Shoa wir bewundern. Allerdings wuchs auch ich in einer Diktatur auf – in Ostdeutschland und ganz Mittelosteuropa war die Diktatur der Nazis 1945 sofort in die kommunistische Form von Willkür, Terror und Rechtlosigkeit übergegangen. So waren einige Konzentrationslager von den Sowjets gleich weiterbetrieben worden, keineswegs allein für alte Nazis, sondern für viele unschuldige Menschen, die eine Demokratie erhofft hatten. Viele Nicht-Angepasste verschwanden auch noch in späteren Jahren in Zuchthäusern, einige sogar im sowjetischen Gulag.

Wie übrigens auch mein Vater. 1951 wurde er zusammen mit einigen Kollegen von einem geheimen sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt, ohne jeden Grund. Er hatte allerdings "Glück" – ihn traf kein Todesurteil wie meinen Landsmann Arno Esch, den liberalen Studenten aus Rostock, der mit 23 Jahren in der Moskauer Lubjanka erschossen wurde. Mein Vater hat übrigens Hunger und Sklavenarbeit überlebt, er kam 1955 frei und blieb in der DDR. Er fühlte sich unschuldig und wollte seine mecklenburgische Heimat nicht verlassen. Ich merkte früh, dass ich in einem Land der Lüge lebte.

Diktaturen versuchen immer, die Rechte des Individuums zu beschneiden, seine Besonderheiten zu unterdrücken und die vielen Verschiedenen in ein großes, konformes "Wir" zu pressen. Selbst als die Diktatur in den 1970er und 1980er Jahren Samthandschuhe trug, war Teilhabe nur möglich durch Anpassung und den Verzicht auf Autonomie. Dafür sorgten eine allmächtige Partei, ein überdimensionaler Geheimdienst, gleichgeschaltete Medien, gleichgeschaltete Gewerkschaften – und geschlossene Landesgrenzen. Wenn auf diese Weise Flucht (fast) unmöglich und Aufstand (fast) selbstmörderisch geworden sind, was wird dann aus den Menschen, die doch eigentlich Bürger sein wollen?

Die Antwort ist einfach: Sie werden zu Untertanen oder besser noch zu "Staatsinsassen". In Diktaturen sind Unterwerfung und Gehorsam hochrationale Haltungen, die Sicherheit und Erfolg versprechen. Denn Mitglieder der kommunistischen Partei und Mitglieder der staatlichen Organisationen steigen auf, politisch Oppositionelle oder auch viele Christen hingegen werden kein Abitur machen können, also kein Studium absolvieren und ohne Parteimitgliedschaft niemals Professor, Chefarzt oder Betriebsleiter werden. Wer aber an das beständige Ja-Sagen gewöhnt ist, hat es schwer, Nein zu sagen, wenn die Stasi anklopft und geheimdienstliche Kooperation einfordert.

In breiten Bevölkerungsteilen der DDR hat die Unterwerfung oft die Form der unüberzeugten Minimalloyalität angenommen. In der Schule, im Beruf möglichst nicht auffallen, im Privaten aber nach eigenem Gusto leben. Bei den Christen ging es um die Bewahrung von Glauben und Humanität, bei vielen einfach um den Wunsch, westlichen, universellen Werten und auch Lebensweisen verbunden zu bleiben. Familie und Freundeskreise wurden besonders wichtig, ebenso die Informationsgewinnung aus glaubwürdigen – westlichen – Quellen. Abständigkeit ist zwar noch kein Widerstand, aber häufig der Beginn eines eigenen, auch oppositionellen Weges.

Sehr zum Erstaunen der Mehrheit tauchten nämlich immer mehr – häufig junge – Menschen auf, die eigensinnig und stark waren und bereit, Nachteile in Kauf zu nehmen, sogar Verfolgung, weil sie ihren Werten treu bleiben und ihrem Gewissen folgen wollten. Sie verweigerten schon früh die Mitgliedschaft in den staatlichen Organisationen und Parteien, lehnten den Militärdienst ab, ließen Diskriminierung über sich ergehen, nahmen Haftstrafen in Kauf. Sie verzichteten auf jede Form öffentlicher Anerkennung und Förderung, aber sie gewannen Selbstachtung, Selbstvertrauen, innere Unabhängigkeit, geistige Freiheit und glaubwürdige Freunde.

Manchmal, wenn die Zeiten günstig sind, und es genügend von derart Unangepassten und Widerständigen gibt, gewinnen sie sogar die Macht, die Unterdrücker zu besiegen – wie 1989 im Freiheitskampf der Solidarność in Polen oder wie wir in der friedlichen Revolution in der DDR.

Meine Damen und Herren,

was ich Ihnen eben vor Augen geführt habe, ist weit entfernt von Ihrer Lebenssituation und von meiner. Schweden und Deutsche leben in einer Demokratie, Schweden und Deutsche bestimmen in freien und gleichen Wahlen ihre politischen Repräsentanten, sie verfügen über eine freie Presse, eine plurale Parteienlandschaft, verschiedene Religionsgemeinschaften, unabhängige Gerichte und starke Zivilgesellschaften. Wieso sollte jemand zu Zivilcourage und Mut genötigt sein, wo ihm doch zur Durchsetzung seiner Meinung Parteien, Gewerkschaften, Interessenverbände, NGOs und neuerdings auch immer massiver soziale Netzwerke zur Verfügung stehen?

Halten wir die Demokratie nicht gerade deshalb für die beste aller bekannten Regierungsformen, weil sie die legitime Vertreterin des Mehrheitswillens ist, weil sie die Würde des Einzelnen garantiert und ihm dank Rechtsstaatlichkeit zur Durchsetzung und Wahrung seiner Rechte verhilft?

Schauen wir auf die aktuelle Debattenlage in unseren Gesellschaften und nehmen wir dabei die Erfolge populistischer Parteien in Europa in den Blick, erkennen wir allerdings die große Unzufriedenheit, die aus unserer freiheitlichen, liberalen Demokratie erwachsen ist.

Weil ihre Antworten auf die drängenden Fragen der Gegenwart als unzureichend empfunden wurden, weil Probleme manchmal verschwiegen oder auch beschönigt wurden, haben die politischen Eliten bei Teilen der Bevölkerung Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit verloren. Ähnlich erging es Teilen der seriösen Medien. Denn bei der pädagogischen Dosierung von Problemen zogen Politik und Medien weitgehend an einem Strang.

War schon das Ziel einer "ever closer union" für weite Bevölkerungskreise nicht positiv, sondern eher bedrohlich konnotiert, waren für viele schon die Antworten auf Globalisierung und Digitalisierung unbefriedigend, und steigt bis heute die Angst angesichts einer äußerst labilen internationalen Lage, so zeigte und zeigt sich eine besonders ausgeprägte Skepsis bei der Bewältigung der Zuwanderung, überhaupt gegenüber dem Konzept einer multikulturellen Gesellschaft und der damit verbundenen Vielfalt.

Offensichtlich existierten Zeitgeistströmungen, Mehrheitshaltungen, Moderne-Diskurse, die ganz ohne jeden gesetzlichen Zwang wie ein Korsett wirkten und die Debatte einengten. Bestimmte kulturelle Eliten definierten die Codes, legten die Interpretationsmuster fest und setzten durch, was als diskussionswürdig galt und in Kommentarspalten auftauchte, wer aber aus den Printmedien und Fernsehprogrammen möglichst fern gehalten wurde. Hier liegt eine Ursache für den – allerdings weitestgehend unberechtigten - Vorwurf der Lügenpresse und der sprunghaft angestiegenen Bedeutung der sozialen Medien als Echokammern von wütenden Protestbürgern.

Wenn die liberale Mitte einer Gesellschaft die Wirklichkeit nur geschönt abbildet, wird sie dort diskutiert, wo nicht die Erkenntnis, sondern die Verführung und das Ressentiment politisches Programm sind. Dann werden Populisten, Nationalisten und Fundamentalisten die Nutznießer von Ängsten der Menschen, die sich durch die Politik der liberalen Eliten nicht vertreten fühlen oder eine Bedrohung ihrer Identität empfinden.

Wir sollten uns an dieser Stelle bewusst machen, dass Demokratie zwar Pluralität und Meinungsfreiheit garantiert, dass es aber durchaus Entschlossenheit, manchmal sogar Mut erfordern kann, sich zu äußern, wenn die eigene Meinung eine Minderheitsposition ist.

  • Es braucht Mut, wenn der Buchhändler einer Kleinstadt sich weiter in der Willkommenskultur für Flüchtlinge engagiert, obwohl er von rechten Kräften bedroht wird.
  • Es braucht Mut, wenn sich der 16-jährige Araber gegen Antisemitismus ausspricht und Kontakt zu einem jüdischen Mitschüler hält, wenn seine muslimische Peer-Group anders denkt – und manchmal auch dementsprechend handelt.
  • Es braucht auch Mut, wenn eine Polizistin in der Öffentlichkeit über Respektlosigkeit, Ordnungswidrigkeiten und Straftaten in Kreisen von Einwanderern berichtet, obwohl sich ihr Vorgesetzter dagegen ausgesprochen hat – aus einer Haltung der politischen Korrektheit heraus, die Rassismus nicht befördern will.

Wir brauchen also, wenn nicht Mut, so doch mindestens Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein, wenn wir uns an die erforderliche ernsthafte Problemdebatte wagen.

Dabei stoßen wir erneut auf die Bedeutung des Einzelnen, der – sei es wertebasiert, gewissens- oder interessengeleitet – seine Wahrheit und seine Haltung einbringt und damit aktiver Teil des demokratischen Diskussionsprozesses werden kann. Es ist überhaupt keine Zeit vorstellbar, die auf derartige Haltungen verzichten könnte.

Bei dem jahrhundertelangen Ringen um die Humanisierung der menschlichen Lebensräume ging aller Fortschritt aus von den Einsichten und Haltungen Einzelner, die Andere, Gruppen und später Nationen zu mehr Recht, Frieden, Freiheit und Demokratie geleitet haben. Das wird so bleiben – wir werden das "Ende der Geschichte" nie erreichen – wir haben noch viel zu gestalten, zu korrigieren, zu erfinden.

Manchmal – wie zum Beispiel heute – schauen wir dabei zurück. Stellen uns diejenigen vor Augen, die unseren Mut und unser Engagement steigern können. Und da Menschen immer eine Wahl haben, wählen wir mit unseren Vorbildern die Unruhe einer vita activa – und bleiben die, die daran glauben, dass wir unsere Welt verbessern können. Am besten, wenn wir die Herausforderungen annehmen, die gerade vor uns liegen. Wir können es, weil wir die Gaben haben, die in uns gelegt sind, und weil wir Mitmenschen haben, die gemeinsam das vollbringen können, was der Einzelne nur beginnen kann.