Ansprache anlässlich des 75jährigen Jubiläums der Max-Planck-Gesellschaft
26. Februar 2023, München
Sehr geehrter Herr Präsident, lieber Prof. Stratmann,
sehr geehrte Frau Ministerin Stark-Watzinger,
sehr geehrter Herr Minister Mohrs,
sehr geehrter Herr Generalkonsul Liston,
sehr geehrte Senatoren und Senatorinnen,
liebe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Max-Planck-Gesellschaft,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
an diesem Sonntagvormittag habe ich mir sehr gerne Zeit für die Max-Planck-Gesellschaft genommen und bin zu Ihnen nach München gekommen. Nicht nur, weil es etwas zu ehren und zu feiern gibt, sondern weil ich hier, umgeben von Forschenden, ganz vieles wiederfinde von dem, was auch mich antreibt und bewegt: Die Neugier und die Lust am Wissen-Wollen. Die Skepsis gegenüber angeblich letzten Wahrheiten. Vor allem: die Überzeugung, dass wir nur in Freiheit unsere Potentiale voll entfalten können. Und dazu noch das Bewusstsein der Verantwortung, die aus diesem Wissen folgt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
auch wenn wir uns heute in einem Museum begegnen, so ist die Max-Planck-Gesellschaft alles andere als ein Museum oder gehört in eines. Seit 75 Jahren ist die MPG zukunftsorientiert und steht für Spitzenforschung und Innovation. Forschung verändert die Welt und hilft sie zu verstehen. Wissenschaftliche Erkenntnisse verändern unseren Alltag, unsere Technologie und beflügeln die Wissenschaft insgesamt. Sie beeinflusst auch unsere Wahrnehmung von Raum, Kosmos und Materie, von Mensch und Natur. Die Frage nach dem Grundlegenden ist das, was die Max-Planck-Gesellschaft seit jeher beschäftigt und das in unterschiedlichsten Disziplinen. Sie als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen über das Innere der Elementarteilchen ebenso wie über den Ursprung unseres Universums, Sie forschen an den molekularen Bausteinen des Lebens wie an den spezifischen Interaktionen in Ökosystemen, an den Veränderungen von Gesellschaften durch globale Migration ebenso wie an internationalen Rechtsvergleichen.
Den gemeinsamen Anspruch für diese beachtliche Breite an Forschungsthemen hat Max Planck einst so formuliert: "Dem Anwenden muss das Erkennen vorausgehen.“ Deutschland ist ein rohstoffarmes Land, aber reich an Forschung, Ideen und Erfindergeist. Doch bevor etwas erfunden werden kann, braucht es Wissen, Daten und Fakten, die die Max-Planck-Gesellschaft mit ihrer Grundlagenforschung liefert. Also übertreibe ich ganz sicher nicht, wenn ich hiermit feststelle, dass die wissenschaftliche Erkenntnis der wichtigste Rohstoff unseres Landes und die Max-Planck-Gesellschaft bei der Gewinnung dieses Rohstoffs von zentraler Bedeutung ist.
Im Laufe ihres Bestehens entwickelte sich die Gesellschaft zu einer tragenden Säule im Wissenschaftssystem der Bundesrepublik Deutschland. Und auch im vereinten Deutschland war sich die Max-Planck-Gesellschaft ihrer zentralen wissenschaftspolitischen Verantwortung bewusst. Ich kann mir vorstellen, was für eine große, ja vielleicht die größte, Herausforderung der Aufbau von Instituten in den neuen Bundesländern war, hatte es doch eine immense Wachstumsphase in kürzester Zeit zur Folge. Von Infektionsbiologie über Plasmaphysik bis hin zur Wissenschaftsgeschichte - die Forschung in den neuen Bundesländern hat sich zu einem wichtigen Baustein der Max-Planck-Gesellschaft entwickelt. Mittlerweile existieren 18 Max-Planck-Institute in den neuen Bundesländern und erst kürzlich wurde das Institut in Leipzig mit seinem Direktor Svante Päabo mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Wieder ein Beleg dafür, dass die Max-Planck-Gesellschaft einen wesentlichen Beitrag zur Neustrukturierung der Forschungslandschaft in Deutschland nach der Wiedervereinigung geleistet und tatkräftig am „Aufbau Ost“ mitgewirkt hat. Heute sind Ihre Institute in den neuen Bundesländern fester Bestandteil der nationalen und internationalen Forschungslandschaft und leisten als Zentren exzellenter Grundlagenforschung eine herausragende Forschungsarbeit. Die 1990 angestrebte „einheitliche Forschungslandschaft“ in ganz Deutschland ist Realität geworden.
In den vergangenen Jahren wurde anlässlich der runden Jubiläen viel darüber gesprochen und debattiert, was West und Ost noch trennt und welche hehren Ziele nicht erreicht wurden. Das sind natürlich notwendige und wichtige Debatten. Aber dabei darf nicht aus dem Blick geraten, was bereits alles gelungen ist. Und wenn ich heute bei Ihnen bin, dann um die Max-Planck-Gesellschaft als Ort des Gelingens zu ehren und Ihnen allen, die sie dazu beigetragen haben, meinen Dank zu sagen. Und wenn Ihnen auch nicht alles gelungen ist, dann haben Sie dies vielleicht schon kritisch reflektiert oder finden dazu eine passende Gelegenheit. Heute aber wollen wir uns an dem erfreuen, was gelungen ist. Und darauf können Sie, lieber Herr Professor Stratmann, gemeinsam mit allen Forscherinnen und Mitarbeitern auch einmal stolz sein.
Sehr geehrte Damen und Herren,
wenn ich heute bei Ihnen zu Besuch bin, möchte ich zugleich auch ansprechen, was mir mit Blick auf die Zukunft unseres Landes als Wissenschaftsstandort wichtig erscheint.
Die Wissenschaft hat einen außerordentlich wichtigen Beitrag geleistet zu unser aller Wohlstand, und manchmal haben wir das als selbstverständlich angesehen. Dem Wissenschaftssystem in einem Hochtechnologieland wie dem unseren kommt eine entscheidende Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des Landes zu. Denn wir wissen: Grund für Selbstzufriedenheit haben wir nicht. Wir müssen noch besser und schneller dabei werden, Forschungsergebnisse in marktreife Produkte umzusetzen. Wie das funktionieren kann, zeigen Forscher und Entwickler jedes Jahr bei der Verleihung des Deutschen Zukunftspreises, etliche Nominierte und Preisträger kommen aus Ihren Reihen. Ein beständiger Beleg dafür, dass wir die Kraft und das Vermögen haben, zukunftsfähig zu werden. Wir brauchen allerdings noch mehr Experimentierräume, in denen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft sich frühzeitig austauschen können. Und natürlich brauchen wir darüber hinaus mehr Mut bei Investitionen in innovative Projekte, weniger Furcht vor dem Risiko und, damit verbunden, weniger Angst vor dem Scheitern. Diese Feststellung war schon vor vielen Jahren richtig, manches hat sich auch verbessert, aber ist es wirklich schon so, dass wir ausreichend in unsere Zukunft investieren? Und zwar von der Kita bis zur Spitzenforschung?
Und wenn wir über Investitionen in unser Bildungs- und Wissenschaftssystem sprechen, dann geht es längst nicht mehr nur um unsere wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, sondern um die Bewältigung der größten Zukunftsaufgabe vor der wir stehen: die Eindämmung des Klimawandels und die Bewältigung der Klimafolgen. Wenn wir uns fragen, wie gelingt eine Energie- und Mobilitätswende, wie gestalten wir unsere Städte, wie schützen wir unsere Gesundheit, unsere Umwelt und wie gelingt es uns, gleichwertige Lebensverhältnisse nicht nur zwischen Stadt und Land, sondern auch global zwischen Nord und Süd zu schaffen? Ist unsere Art des Wirtschaftens nachhaltig und unser Finanzsystem stabil? Wie meistern wir den demografischen Wandel und wie weit verändert die Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz meine Lebenswelt?
Selten in der Geschichte der Menschheit war man so sehr auf die Unterstützung durch die Forschung angewiesen wie heute.
Gleichzeitig sehen und spüren wir, dass unsere Gesellschaft in den letzten Jahren durch zahlreiche Entwicklungen erschüttert wird, die schon jeweils für sich genommen reichen würden, um bei den allermeisten Menschen eine tiefe Beunruhigung zu hinterlassen. Wir steckten noch mitten in der Bewältigung der Pandemie, die uns mit aller Deutlichkeit vor Augen geführt hat, welche Folgen Zoonosen in einer globalisierten Welt haben, als eine weitere Gewissheit zerschlagen wurde: In Europa sind Frieden und Freiheit auf Dauer gewährleistet. Pandemie und der Angriff auf die ganze Ukraine haben auch außerhalb der Forschungsgemeinschaften deutlich gemacht, wie wichtig die Wissenschaft in zweifacher Hinsicht ist:
Erstens beim Verstehen und zweitens bei der Bewältigung der Krise. Zum Verstehen der Pandemie haben gerade diejenigen beitragen können, die vorher und vielleicht auch nachher abseits der öffentlichen Wahrnehmung Grundlagenforschung betrieben haben. Gleiches gilt für deren Bewältigung mit der Entwicklung eines Impfstoffs auf Basis einer Technologie, die vorher nur Eingehweihten bekannt war. Das gleiche Bedürfnis auf einem ganz anderen Gebiet der Wissenschaft erleben wir seit dem russischen Angriff auf die Ukraine. Um zu verstehen, brauchen wir die Expertise und Einordnung der Fachleute.
In beiden Fällen haben Experten und Forscherinnen allerdings auch erfahren müssen, was es bedeuten kann den geschützten Raum der Wissenschaft zu verlassen und sich öffentlich zu äußern. Neben einer meist stillen Wertschätzung der Mehrheit setzt man sich einer empörten Minderheit aus, die mit Fake News und Halbwahrheiten versuchen, eine sachliche Debatte aus ideologischen Gründen zu diskreditieren.
Dies bringt mich dazu, Ihnen, die Sie sich trotzdem mit Ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit wagen, von ganzem Herzen zu danken und appelliere an Sie: Lassen Sie sich nicht von lautstarken Minderheiten davon abbringen. Ihre Stimmen und Einschätzungen sind oftmals zu wichtig, um ungehört zu bleiben.
Wir brauchen in den öffentlichen Debatten über unsere Zukunft die Stimmen aus Physik, Ökonomie, aus den Ingenieur-, Lebens- oder Kulturwissenschaften, überhaupt aus der „Wissenschaft in allen ihren Zweigen“ noch prominenter. Und könnte nicht gerade das interdisziplinäre Konzert der Wissenschaft in der Gesellschaft noch mehr Augen und Ohren von Menschen öffnen? Rufen die vielen neuen Entwicklungen nicht geradezu danach, dass komplexe Fragen der Wissenschaft verständlich vermittelt werden?
Demokratie braucht im politischen Alltag mehr als je zuvor eine verständliche Wissenschaft. In Anlehnung an das eingangs erwähnte Zitat von Max Planck können wir heute sagen: Dem Wandel muss das Verstehen vorausgehen. Dies ist nicht nur angesichts der potentiellen Anfeindungen aus den Rändern der Gesellschaft eine große Herausforderung und Zumutung, sondern auch weil Wissenschaft in einer Demokratie oftmals vor dem Dilemma steht, gleichzeitig wachrütteln und ermutigen zu müssen. Sie muss zuweilen Szenarien entwerfen, deren realistisches Zukunftsbild verängstigt, und gleichzeitig Perspektiven eröffnet, die viele noch nicht sehen können. So kann sie uns unangemessene Ängste nehmen und die Kraft zum Wandel geben. Und weil wir die Einordnung brauchen, die Wissenschaft bietet, gerade wenn sie Visionen mit einer nötigen Portion Skepsis versachlicht. Unsere freiheitlich demokratische Gesellschaft lebt – genau wie die Wissenschaft – von den Suchbewegungen im Offenen und von der Fähigkeit zur Selbstkorrektur, vom Mut zur Frage, allerdings auch von der Vielstimmigkeit der Antworten. Deshalb sind Ihre Stimmen, meine Damen und Herren, die Stimmen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, nicht nur Bestandteil von Wissenschaftsdiskursen, sondern auch Teil unserer lebendigen Demokratie.
Ich wünsche mir, dass die Wissenschaft noch stärker den Dialog mit der Gesellschaft sucht. Zu einer wehrhaften Demokratie gehört unbedingt auch eine starke, unabhängige und zugleich sprachkräftige Wissenschaft: Angesichts der gesellschaftlichen Phänomene darf selbstverständlich nicht hingenommen werden, dass der Raum eingeengt wird, in dem die Debatten stattfinden um das bessere Argument oder die genaueren Forschungen. Es darf selbstverständlich nicht hingenommen werden, dass wissenschaftliche Ergebnisse politisch beeinflusst oder uminterpretiert werden. Ihnen, den Forschenden kommt hier eine wichtige Rolle zu. Sie können der Überhitzung des politischen Klimas etwas entgegensetzen und auf Hysterie und Panik mit ideologiefreier Wissenschaft antworten. Andererseits darf die Wissenschaftscommunity Sorglosigkeit und Verantwortungsscheu der Politik nicht nur duldend hinnehmen, sondern hat zum verantwortlichen Handeln zu mahnen. Gleichzeitig müssen sie es dann noch ertragen, dass wir die Entscheidungsgewalt in die Hände unserer jeweiligen Regierung gelegt haben und diese nicht ausschließlich nach wissenschaftlichen Erkenntnissen entscheidet.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Wissenschaft darf sich selbst genügen. Deshalb lassen Sie mich das Aber mit dem Hirnforscher Eric Kandel formulieren, der über das Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit gesagt hat: „Wir als Wissenschaftler haben die Verpflichtung, unsere Arbeit jedem zu erklären. Vieles von dem, was wir tun, ist nicht so komplex, dass man es nicht in zwei, drei Sätzen beim Abendessen erklären könne. Zumindest nach drei Gläsern Sekt.“ Inwiefern Sie also letzterer Empfehlung folgen möchten, das muss ich natürlich Ihnen überlassen. Doch ich möchte Sie dazu ermutigen, Ihr Wissen anschaulich zu vermitteln, wo Sie nur können. Sie werden dabei sicher verallgemeinern müssen, um Ihre Forschung dem Laien in wenigen Sätzen zu erläutern. Ich sage dies auch in dem klaren Bewusstsein, dass nicht jeder große Forscher auch ein großer Vermittler sein kann. Das ist mir völlig klar. Aber ich bitte Sie doch: Haben Sie keine Scheu davor, Wissenschaft auch einmal zur „Populärwissenschaft“ im positiven Sinn werden zu lassen. Es ist meine herzliche Bitte an Sie, sich dieser Verpflichtung hinzugeben und etwas dafür zu tun. Denn wir erleben gerade in der Politik, dass nicht nur die Entscheidungen, die dort getroffen werden, politisch wirksam sind, sondern auch die Art und Weise, wie Politik kommuniziert wird. Kommunikation ist der Schlüssel zu guter Politik. Wir könnten geradezu sagen, Kommunikation ist Teil des politischen Handelns.
Selbstverständlich braucht jede Disziplin ihre eigene Sprache. Sie braucht auch ihren geschützten Raum, in dem Experten ungestört miteinander reden können in ihren Fachsprachen. Aber wir alle und auch die Wissenschaft braucht eben auch Forscherinnen und Forscher, die sich verantwortlich fühlen, über ihren Raum hinaus zu kommunizieren, ihre Ergebnisse zu übersetzen und in unsere Gesellschaft hineinzubringen. Forscherinnen und Forscher, die unsere Gesellschaft teilhaben lassen an der Erkenntnis der Wissenschaft.
Ein Aufeinander zugehen ist für beide Seiten gelegentlich anstrengend, für den interessierten Laien genauso wie für den Wissenschaftler, der damit beauftragt ist oder der sich dazu berufen fühlt. Und wenn es um den Dialog von Wissenschaft und Politik geht, wird es manchmal sogar unbequem. Warum sollten Sie, die Sie hier sitzen, dazu bereit sein, wo es doch so schwierig ist und zudem wertvolle Zeit kostet? Und wo doch diese Zeit dann bei den wichtigen Forschungen fehlen könnte? Meine Antwort darauf ist: Auch als hoch spezialisierte Forscher und Forscherinnen sind und bleiben Sie der Gesellschaft verpflichtet. Nicht zuletzt, weil Forschung und Wissenschaft vielfach öffentlich organisierte – und finanzierte – Erkenntnissuche ist. Und vielleicht auch, weil Sie von Fragen und Erwartungen profitieren, die aus Politik und Gesellschaft an Sie herangetragen werden. Politik sucht oft das Eindeutige, muss ihr Handeln legitimiert wissen. Sie muss Probleme manchmal auch eindeutiger darstellen, als sie die Problemlage selber empfindet. Sie muss es, um handlungsfähig zu sein und Handlungsfähigkeit auch zu demonstrieren. Ernsthafte Wissenschaft aber bietet fast nie diese Gewissheiten, nach denen wir doch so suchen. Der Zweifel ist in Ihrem Metier kein Systemfehler, sondern Tugend, Bestandteil der Suchbewegung im Unbekannten. Wissenschaftliche Expertise kann und sollte Grundlage politischer Entscheidungsfindung sein, aber sie kann – gerade, weil ihre Erkenntnis immer nur vorläufig ist – Politik nicht ersetzen, von ihrer Verantwortung entbinden. Wissenschaft kann also Politik unterstützen, ersetzen kann sie sie nicht. Nicht dem Wissen anderer, sondern dem eigenen Gewissen ist und bleibt jeder Abgeordnete und jede Abgeordnete verpflichtet. Der Bildungsforscher Jürgen Baumert beschrieb es einmal so: „Auf jeden empirischen Befund gibt es mindestens zwei, in der Regel aber mehrere politische Antworten.“
Die Stärke der Wissenschaft aber liegt nun genau darin, dass sie nicht vorgibt, endgültige Wahrheiten zu kennen, sondern sich der Vorläufigkeit bewusst ist, dass sie diese Offenheit nicht nur aushält, sondern als eine ihrer Voraussetzung anerkennt. Und genau diese Stärken hat auch eine freie, offene Gesellschaft – sie bezieht daraus die Kräfte, die sie braucht für ihre Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit. Wenn Politiker und Wissenschaftler in der öffentlichen Arena daran gelegentlich erinnern, dann gewinnen auch die Bürgerinnen und Bürger das Vertrauen zurück. Und ohne dieses Vertrauen gibt es keine Zukunft für ein gelingendes Gemeinwesen. Und so bedeutet die Vorläufigkeit oder Widersprüchlichkeit von Ergebnissen auch nicht, dass uns diese Ergebnisse im Handeln nicht leiten könnten.
Am Anfang allerdings und am Ende aller Beschäftigung mit Wissenschaft steht das Staunen. Das Staunen über die Fähigkeit des Menschen, in ungeahnte Räume der Erkenntnis vorzustoßen. In jeder Forschung steckt eine ganze Welt. Und jede neue Frage eröffnet ihrerseits neue Welten. Und genau das wird nicht enden, solange es forschende Menschen gibt. Herzlichen Glückwunsch zu 75 Jahren Staunen, Forschen und Erkennen!